Richmond

An der östlichen Seite der San Francisco Bay am Übergang zur San Pablo Bay liegt Richmond im Westen des Contra Costa County. Die Stadt umschliesst beinahe die nördliche Nachbarsstadt San Pablo und ist über die Richmond-San Rafael Bridge mit San Rafael verbunden.

Geschichte

1849

Der Name Richmond taucht bereits 50 Jahre vor der Gründung der Stadt auf. Edmund Randolph, geboren in Richmond, Virginia, vertrat die Stadt San Francisco, als sich die erste kalifornische Legislative im Dezember 1849 in San José traf. Später wurde er Staatssekretär von San Francisco. Die Loyalität zu seiner Geburtsstadt veranlasste ihn, die Bundesvermessungsbehörde zu überzeugen, die Namen "Point Richmond" und "Richmond" auf einer geodätischen Küstenkarte von 1854 zu platzieren. Dabei handelte es sich um die geodätische Karte auf deren Basis die San Francisco and San Joaquin Valley Railroad die Streckenführung und Auswahl ihrer Endstation machen würde.

1899

1899 trugen die von der San Francisco and San Joaquin Valley Railroad erstellten Karten den Namen "Point Richmond Avenue" und bezeichneten eine Kreisstrasse, die später zur Barrett Avenue werden sollte, einer zentralen Strasse in Richmond.

1900

Die erste Poststelle in Richmond wird eröffnet.

1901

Standard Oil nimmt den Betrieb einer neuen Anlage auf dem Gebiet von Richmond auf, darunter die heutige Chevron Richmond Raffinerie und das Tanklager, die noch immer von Chevron betrieben werden. Über die Jahre werden zusätzliche Anlagen in Betrieb genommen, dazu gehört auch ein Pier in der San Francisco Bay südlich von Point Molate zum Entladen von Öltanker.

Im gleichen Jahr wird die westliche Endstation der Santa Fe Railroad in Richmond in Betrieb genommen und mit Fährverbindungen vom Ferry Point in der Brickyard Cove Area von Point Richmond nach San Francisco verknüpft. Um bis zur Fähranlegestelle fahren zu können, von der aus die Güterwagen nach San Francisco umgeschlagen werden können, baut die Santa Fe Railroad einen Tunnel durch den Potrero San Pablo Bergrücken.

1905

1905 wird Richmond offiziell gegründet. Sie entsteht aus einem Teil des Gebietes der Rancho San Pablo, von der die nahe gelegene Stadt San Pablo ihren Namen erhielt.

Die Chevron Richmond Raffinerie, einer der grössten Arbeitgeber er Stadt
Einer der grössten Arbeitgeber der Stadt: die Raffinerie von Chevron.

1910er Jahre

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet die Pullman Company ein grosses Werk für Eisenbahnwaggons in Richmond. Das Werk wird mit der Santa Fe und der Southern Pacific Railroad verbunden. Es betreibt und wartet das die Personenwagen für beide Eisenbahnlinien.

Die Pullman Company wird dadurch zu eime grossen Arbeitgeber afroamerikanischer Männer, die hauptsächlich als Gepäckträger auf den Pullman-Wagen arbeiten. Viele lassen sich vor dem zweiten Weltkrieg in der Easy Bay von Richmond bis Oakland nieder.

1919

Bis zum Erlass des Alkohol-Verbots (Prohibition) in den Vereinigten Staaten im Jahr 1919, verfügte Richmond über das grösste Weingut der Welt.

1940 - 1945

Mit Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg werden in Richmond entlang der Uferpromenade vier Schiffswerften gebaut und beschäftigen in der Folge Tausende von Arbeitern. Viele von ihnen werden aus allen Teilen der Vereinigten Staaten rekrutiert, darunter viele Afroamerikaner und Frauen, die zum ersten Mal ins Berufsleben eintreten. Viele dieser Arbeiter leben in speziell errichteten Häusern, die über die gesamte San Francisco Bay Area verstreut sind, darunter Berkeley, Richmond und Albany. Eine speziell gebaute Eisenbahnlinie, die Shipyard Railway, befördert die Arbeiter zu den Werften.

Während des Zweiten Weltkriegs baut die Kaiser's Richmond Shipyard 747 Victory und Liberty Schiffe für den Kriegseinsatz, mehr als jeder andere Standort in den Vereinigten Staaten. Die Werften der Stadt brechen zudem viele Rekorde und bauen sogar ein Liberty Schiff in Rekordzeit von nur fünf Tagen. Im Durchschnitt brauchten die Werften für ein solches Schiff rund 30 Tage.

1945

Während des Zweiten Weltkriegs wächst die Bevölkerung von Richmond stark und erreicht am Ende des Krieges einen Rekord von über 120'000 Einwohnern. Nach dem Kriegsende werden viele Werftarbeiter nicht mehr benötigt und es beginnt eine Dekade des Bevölkerungsrückgangs.

1950

Die Bevölkerungszahl von Richmond fällt auf 99'545 Einwohner.

1957

Die Richmond-San Rafael Bridge wird eröffnet und verbindet Richmond mit San Rafael im Marin County. Aufgrund ihrer vielen Kurven erhielt die Brücke kurz nach ihrer Eröffnung den Spitznamen "The Rollercoaster Bridge", die Achterbahnbrücke.

1960

Bis 1960 wird ein Grossteil der für die Werftarbeiter gebauten temporären Wohnungen abgerissen. Die Bevölkerungszahl von Richmond fällt weiter auf rund 71'000 Einwohner.

1970

In den 1970er Jahren wird in den nördlichen Vororten der Stadt das Hilltop Gewerbegebiet mit einem grossen Einkaufszentrum entwickelt. Dies belastet das Gewerbe in der Innenstadt zusätzlich, da es weitere Einzelhandelskunden und Mieter verliert.

18. Oktober 1989

Das Loma Prieta Erdbeben von 1989 verursacht grosse Schäden an Gebäuden und Infrastruktur in Richmond.

Geographie

Nach Angaben des U.S. Census Bureau (Amerikanisches Statistikamt), erstreckt sich die Stadt Richmond auf einer Fläche von 136.01 km2 (52.51 sq mi). Die Stadt verfügt über eine 51 Kilometer lange Küstenlinie zur San Francisco Bay, mehr als jede andere Stadt in der Bay Area.

Richmond wird im Südwesten und Westen von der San Francisco Bay und Nordwesten von der San Pablo Bay begrenzt. Im Osten wird das Stadtgebiet durch den Hügelzug der Hayward Fault, einem Hauptzweig der San Andreas Störungszone, begrenzt.

Das Stadtgebiet umfasst zusätzlich Brooks Island und die Brother Islands sowie die östliche Hälfte von Red Rock Island.

Bevölkerung

Mit eine Bevölkerung von rund 109'813 Einwohnern (Stand 2016) ist Richmond eine mittelgrosse Stadt der Bay Area. Die grössten Bevölkerungsgruppen die Lateinamerikaner (ca. 39%), gefolgt von den Afroamerikanern (ca. 26%).

Wirtschaft

Im letzten Jahrhundert siedelten sich in Richmond Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen an. So verfügte die Stadt mit der 1960 geschlossenen Giant Powder Company über ein Dynamit- und Schiesspulverwerk (heute Standort der Point Pinole Regional Shoreline), betrieb die letzte aktive Walfangstation des Landes in Point Molate bis zur Schliessung 1971 oder war Sitz der einstmals grössten Weinkellerei der Welt (Winehaven), welche in Folge der Prohibition 1919 geschlossen wurde. Viele davon verschwanden über die Zeit wieder.

Während des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich Richmond schnell zu einer Stadt der Schwerindustrie, mit dem Schwerpunkt Schiffbau. Nach dem Krieg wurden viele Werften wieder geschlossen. Von grosser Bedeutung blieb jedoch der Seehafen, der heute über 20 Millionen Tonnen an Waren umschlägt. Die wichtigsten Produkte sind Öl und Erdölprodukte. Dies hängt eng mit der Chevron Richmond Raffinerie zusammen, welche in Richmond seit den Beginn des 19. Jahrhunderts ansässig ist. Die Raffinerie verfügt zudem über eine Lagerkapazität von rund 15 Millionen Barrel (2.400 m3) Erdöl.

Neben den Industriebereichen verfügt Richmond im Dienstleistungsbereich über eine wachsende Zahl an Arbeitsplätze. Viele davon werden durch die öffentliche Hand bereitgestellt. So betreibt zum Beispiel die Sozialvorsorge in Richmond ein Verwaltungszentrum mit über 1'000 Arbeitsplätzen in der Innenstadt. Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber ist das Richmond Medical Center von Kaiser Permanente in der Innenstadt.

In den letzten Jahren haben sich auch immer mehr innovative Firmen in Richmond niedergelassen. Ein Beispiel ist Vetrazzo, ein preisgekröntes Green-Tech Unternehmen, das Recyclingglas-Arbeitsplatten aus Altglas wie Bierflaschen und alten Ampeln herstellt.

Stadtbild

Ab Ende der 1980er Jahre setzte eine umfangreiche Stadtmodernisierung. Die ehemaligen Richmond Shipyards wurden in Wohngebiete umgewandelt, die Marina Bay. Anfang der 2000er Jahre verstärkte die Stadt die Sanierungsmassnahmen. Im Zuge dieser Entwicklung wurden viele Sanierung von Vorortswohnungen, Eigentumswohnungen, Stadthäusern und Wohngebieten um Bahnstationen gefördert, der Durchgangsverkehr auf neue Schnellstrassen verlagert und die Erschliessung von Hanglagen durch Terrassierung ermöglicht.

Zur Erneuerung und Wiederbelebung der Gebiete entlang der Macdonald Avenue schuf die Stadt eine eigene Sanierungsagentur. Sie finanzierte auch das Metro Walk Transit Village, der Aufwertung des Gebietes um die bestehende BART-/Amtrak-Station, die Wiederbelebung des Macdonald 80 Shopping Center und unterstützte das Richmond Greenway Rails-to-Trails Trail- und Urban Farming-Projekt. Durch all diese Massnahmen fand eine merkliche Wiederbelebung der Innenstadt von Richmond statt. Seit 1996 sind sich die Preise für neue Wohnungen um 32% gestiegen und die Bautätigkeit zur Erstellung neuer und der Sanierung bestehender Wohnungen nahm um mehr als Zweidrittel zu.

Downtown Richmond aus der Vogelperspekive
Downtown Richmond aus der Vogelperspektive.