Alcatraz

Alcatraz war das sicherste und auch berüchtigste Gefängnis der Vereinigten Staaten. Es war der Inbegriff für die schlimmste, mögliche Art von Gefangenschaft. Den Namen Alcatraz erhielt die Insel von einem spanischen Leutnant, der 1755 die Insel nach den dort lebenden Pelikanen, auf den Namen Isla de los Alcatraces (Insel der Pelikane) taufte.

Da die Insel fast vegetationslos ist, erhielt sie den Beinamen "Fels der Verzweiflung", "Insel des Teufels" oder auch einfach "The Rock".

Nach dem Ende des Goldrausches (um 1858), diente die Insel der amerikanischen Armee um die Bucht von San Francisco gegen andere Mächte zu verteidigen. Bis zu 110 Kanonen konnten den Hafen von San Francisco beschützen.

In der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges wurde die Befestigungsanlage zu einem Militärgefängnis umfunktioniert. Im 1. Weltkrieg wurden dort Wehrdienstverweigerer inhaftiert.

Erst von 1933 an nutzte man es als Hochsicherheitsgefängnis, und wurde zum berüchtigsten und gefürchtetsten aller Bundesgefängnisse der Vereinigten Staaten.

Alcatraz basierte auf zwei Grundlagen:

  • Es übernahm alle Unruhestifter von anderen Gefängnissen, um dort Gewalt, Flucht- oder Selbstmordversuche zu reduzieren, und damit die Sicherheit zu erhöhen.
  • Zweitens ging es darum, die Gefangenen von Alcatraz in vorbildliche Häftlinge zu verwandeln.

Auf Alcatraz gab es keine Rehabilitation. Es wurde nie jemand resozialisiert, um wieder in die Gesellschaft entlassen zu werden. Der alleinige Zweck von Alcatraz war, es Häftlinge zu übernehmen und sie dann gebessert wieder an die anderen Gefängnisse zu übergeben.

Blick aus einem Hubschrauber in Richtung Alcatraz
Blick aus einem Hubschrauber in Richtung Alcatraz.

Es wurden nie mehr als 250 Häftlinge im Gefängnis untergebracht. Die durchschnittliche Haftzeit betrug rund 10 Jahre. In dieser Zeit bekamen sie nie eine Zeitung zu lesen, einen Radio oder einen Fernseher zu Gesicht. Sie durften auch nur einmal pro Monat eine Stunde besucht werden. Der eintönige Alltag und die Aussicht auf die Golden Gate Bridge und San Francisco verschlimmerten die Haft. Sogar die Arbeit galt auf Alcatraz als Privileg. Verstiess ein Häftling gegen die Gefängnisregeln, wurde er in Isolationshaft genommen. Dies war für ihn eine drastische Strafe, da er 18 Tage in einer Einzelzelle, die entweder 24 Stunden konstant beleuchtet oder dunkel war, ausharren musste.

Die eiskalten Wassertemperaturen, die tückische Strömung und die Anzahl Wärter machte die Gefängnisinsel praktisch ausbruchsicher. Ausserdem gab und gibt es heute noch Haie in der San Francisco Bay. In den drei Jahrzehnten waren 1576 Häftlinge inhaftiert. 34 von ihnen versuchten mit 14 verschiedenen Ausbruchstechniken auszubrechen. 23 fing man innerhalb einer Stunde noch auf der Insel wieder ein. Sechs wurden auf der Insel erschossen und von den restlichen fünf hat man nie mehr etwas gehört. Man nimmt an, dass sie in den kalten Fluten ertranken oder in den Pazifik hinausgeschwemmt wurden, wo sie dann von Haien gefressen wurden.

1963 führten die hohen Kosten zur Schliessung von Alcatraz. Der Unterhalt und die Erneuerungen der Anlage sowie die Personal- und Versorgungskosten stiegen ins Unermessliche und wurden von den Verantwortlichen als zu hoch eingestuft. Auf drei Insassen kam in Alcatraz ein Wächter. In einem normalen Gefängnis ist es auf 15 Insassen ein Wächter.

Da auf der isolierten Insel alles herangeschafft werden musste, sei es Essen, Wasser oder Benzin, wurde auch dies zu einem sehr teuren Unterfangen. Der damalige Justizminister, Robert Kennedy, erkannte bei der Kostenanalyse, dass es billiger gewesen wäre, die Gefangenen im New Yorker Nobelhotel Waldorf Astoria unterzubringen, als auf Alcatraz.

Da seit der Schliessung 1963 nichts mehr renoviert wurde, ist heute ein Grossteil der Anlage nicht mehr zu betreten. Seit 1972 ist Alcatraz nach der Golden Gate Bridge die populärste Sehenswürdigkeit. Pro Jahr fahren bis zu einer Million Besucher vom Fisherman's Wharf auf die Gefängnisinsel Alcatraz.